Computer und Handys bieten technisch immer mehr Möglichkeiten. Doch bei deren Herstellung werden die Menschenrechte und Arbeitsbedingungen weiterhin kaum berücksichtigt. Die Konferenz «Wie viel Blut steckt in unseren Computern und Handys? Von Konflikt-Rohstoffen zu smarter Elektronik» von Brot für alle und Fastenopfer in Bern zeigt, fair produzierte Geräte müssen das Ziel sein. Der Weg zu einer sauberen Lieferkette bleibt aber anspruchsvoll.

Computer und Handys bieten technisch immer mehr Möglichkeiten. Doch bei deren Herstellung werden die Menschenrechte und Arbeitsbedingungen weiterhin kaum berücksichtigt. Die Konferenz «Wie viel Blut steckt in unseren Computern und Handys? Von Konflikt-Rohstoffen zu smarter Elektronik» von Brot für alle und Fastenopfer in Bern zeigt, fair produzierte Geräte müssen das Ziel sein. Der Weg zu einer sauberen Lieferkette bleibt aber anspruchsvoll.

«Ein Handy ist keine Banane, es lässt sich nicht so einfach mit einem Label für faire Herstellung versehen», zieht Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle, das Fazit der mit rund 180 Teilnehmenden erfolgreichen Tagung. Was banal tönt, ist komplex. Das zeigt sich beim Öffnen: Die vielen Bauteile eines heutigen Telefons bestehen aus bis zu 60 unterschiedlichen Rohstoffen. Zu oft stammen diese aus Konfliktregionen. Eine ist der Osten Kongos, woher Gabriel Kamundala Byemba vom Expertenzentrum für Minenfragen in Bakavu berichtet. Die Realität in den Minen sind unmenschliche Arbeitsbedingungen und oft Kinderarbeit, dazu undurchsichtige Absatzwege und Ausbeutung, sodass der Erlös zuletzt die Konfliktparteien finanziert. «Die etwa 8000 Minen sind aber auch der wirtschaftliche Motor der Region. Darum braucht es bessere Lösungen als ein Boykott», betont Byemba.

Doch Transparenz über die Herkunft der Rohstoffe fehlt. Deshalb können Konsumentinnen und Konsumenten ihre Einkaufsmacht gar nicht nutzen und nur möglichst faire Produkte wählen. «80 Prozent der europäischen Grossfirmen, die an einer Börse kotiert sind, äussern sich nicht zur Herkunft der Rohstoffe und übernehmen keine Verantwortung», zieht Tim Steinweg vom Center for Research on Multinational Corporations SOMO aber auch für die Wirtschaft ein ernüchterndes Fazit.

Dass es auch anders geht, veranschaulicht Jan-Willem Scheijgrond, Leiter des Bereiches Nachhaltigkeit bei Philips. Der niederländische Lampenhersteller und Elektronikkonzern analysiert die Lieferkette der verwendeten Rohstoffe bis auf die Stufe der Schmelzhütten. «158 Schmelzen beliefern uns, bei 40 führten wir das Verfahren nach den Vorgaben von CFS (Conflict Free Smelters) durch.» Philips trägt auch die «Conflict Free Tin Initiative» mit, um nur noch Zinn aus sauberen Minen zu kaufen. Eine davon liegt im Osten Kongos. Dort bezieht Philips laut Scheijgrond Zinn, auch wenn der Preis wegen der Kontrollen etwas höher liegt. Um die Prüfverfahren zu standardisieren, arbeitet Philips mit anderen Unternehmen zusammen. Ziel sei zudem, die kritischen Minen nicht fallen zu lassen sondern gemeinsam zu einer sauberen Produktion ohne Verletzung von Menschenrechten oder Finanzierung von Konfliktparteien zu gelangen.

Initiativen verantwortungsbewusster Unternehmen sind gut. «Daneben braucht es aber auch gesetzliche und verbindliche Vorgaben für alle Firmen», ist für Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle, ein Fazit der Tagung. Konsumentinnen und Konsumenten sollten künftig sicher sein dürfen, dass in einem neu gekauften Gerät keine Konflikt-Rohstoffe verwendet und die Menschenrechte und Arbeitsgesetze in der Produktion eingehalten wurden. Faire Computer und Handys aus einer sauberen, transparenten Lieferkette anzubieten, bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe. Fastenopfer und Brot für alle werden sich mit der Kampagne «High Tech – No Rights» aber weiterhin politisch für menschenrechtliche Regulierungen der multinationalen Firmen einsetzen. Eine Broschüre mit Firmenrating soll die Käuferinnen und Käufer bei der Wahl möglichst fair hergestellter Geräte unterstützen.

Kampagne «High Tech – No Rights»: Grosserfolg spornt an
Die Entwicklungsorganisationen Fastenopfer und Brot für alle machten die Problematik der Konflikt-Rohstoffe erstmals in der Schweiz umfassend zum Thema. Bereits 2007 führten sie die Kampagne «High Tech – No Rights» durch und zeigten die Missständen und die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie auf. Einige Firmen haben sich in der Zwischenzeit zu weiterführenden Normen verpflichtet. Auch im öffentlichen Beschaffungswesen gewinnen die Herkunft der Rohstoffe und die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung an Bedeutung. Brot für alle und Fastenopfer werden sich mit der Kampagne «High Tech – No Rights» auch weiter für bessere Bedingungen über die ganze Lieferkette einsetzen.